Thema, Aufgaben, Ziele und Geschichte des Museums.

Unser Leitbild

Aufgaben und Ziele des Museums

Das Museum und der Archäologische Park Aguntum haben mehrere Aufgaben und Zielsetzungen. Aguntum ist bestrebt eine national und international bedeutsame Sammlung antiker Funde anzulegen, diese nach aktuellen wissenschaftlichen und museologischen Erkenntnissen aufzuarbeiten, zu konservieren und zu bewahren. Ein wichtiges Ziel von Aguntum ist es auch, diese gesammelten Exponate und den historischen Kontext einer möglichst breiten Öffentlichkeit durch zeitgemäße Präsentationen und Vermittlungsprogramme zugänglich zu machen.

Bei unserer Museumsarbeit orientieren wir uns am ICOM-Code of Ethics:

„Ein Museum ist eine gemeinnützige Einrichtung, die der Gesellschaft und ihrer Entwicklung dient, der Öffentlichkeit zugänglich ist und materielle Zeugnisse des Menschen und seiner Umwelt für Studien-, Bildungs- und Unterhaltungszwecke sammelt, bewahrt, erforscht, vermittelt und ausstellt.“

 

Thema des Museums

Dem Konzept der Dauerausstellung liegen Schwerpunktthemen und die Zeit von der Zeitenwende bis zum 3. Jahrhundert n. Chr. zugrunde. Funde aus den Grabungen in Aguntum haben einen besonderen Stellenwert in der Dauerausstellung. Sie werden ergänzt durch Nachbildungen und Rekonstruktionen aus anderen Fundorten, um ein möglichst korrektes und wissenschaftlich fundiertes Bild der Kultur und Zivilisation der Römerzeit in den Alpen darzustellen.

Geschichte

Eine wichtige Aufgabe vom Museum Aguntum ist die Bildungs- und Vermittlungsarbeit mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen. Dem Haus ist es ein großes Anliegen, zwischen den Museumsbesuchern und den Exponaten, den archäologischen Funden und den schriftlichen Quellen zu vermitteln. Darüber hinaus möchten wir die Zeit der europäischen Antike mit dem Schwerpunkt Osttirol, einem breiten Museumspublikum vorstellen und zu Besuchen von Museen und archäologischen Stätten in der Region anregen, wobei Aguntum als Lernort und als eine Stätte der Wissensvermittlung fungieren möchte. Mit unseren Museumsprogrammen und Veranstaltungen wollen wir ein Ort der Bildung und Vermittlung sein, aber auch ein Platz der Attraktion und Aktion, jedenfalls ein Ort im kreativen Spannungsfeld von Lokalem und Globalem, von Geschichte und Gegenwart.

Architektur

Im Jahr 1999 haben wir uns dazu entschlossen, zunächst einen Schutzbau über dem sogenannten Atriumhaus zu errichten. Die beste Lösung für das diffizile Vorhaben, eine etwa 2400 m² große Überdachung unter der Bundesstraßenbrücke durchzuführen und dabei stellenweise für Innenraum und Konstruktion mit etwa 3,5 m Höhe zurecht zu kommen, sollte in einem internationalen Architektenwettbewerb gefunden werden. Wie damals den römischen Siedlern machte der Wildbach diesem Vorhaben ein Ende. Damit nicht neuerlich Überschwemmungen und Vermurungen Leben und Sachwerte – auch in der Nachbargemeinde – zerstören können, machte die Behörde für Wildbach- und Lawinenverbauung eindeutige Vorgaben für Standort und Höhenlage. Dies war die Geburtsstunde des neuen Museums Aguntum!

„Die verfeinerte Kiste beherbergt auf ca. 1.200 m² das in Sicherheit gebrachte rahmenförmige Marmorbecken des Atriumhauses in ihrem von Tageslicht durchfluteten Südteil und eine sachliche Präsentation der archäologischen Sammlung mit einigen inszenatorischen Elementen in der dunkleren Mitte. Die Cortenstahlfassade im Norden zitiert den Grundriss des Atriumhauses in verfremdeter Form. Sie ist gleichzeitig Anreiz zum Besuch und Schutz des Inneren vor den Verkehrsauswirkungen. Im Süden ist der hallenförmige Raum völlig verglast und öffnet sich zu den Baumkronen des Auwaldes. Ein optischer Abschluss, der sich im Laufe des Tages und des Jahres ständig verändert.“

Architekt Thomas Moser

Dauerausstellung

Glanzstück der aktuellen Ausstellung bildet ein Marmorbecken, welches ursprünglich im Gartenbereich des Atriumhaus ausgelegt war.

Den mittleren Bereich der Ausstellung dominieren thematisch geordnete Schauvitrinen mit Funden aus Aguntum, oftmals ergänzt durch Nachbildungen aus anderen Fundorten, um ein möglichst umfassendes Bild der Kultur und Zivilisation der Römerzeit in den Alpen darzustellen. Diese Vitrinen beherbergen Funde verschiedenster Bereiche wie etwa: importierte und lokal hergestellte Keramiken, Amphoren, Schmuck, Fibeln, Lampen, Münzen, eine aus Fragmenten ergänzte männliche Großbronze, Werkzeuge und Geräte, Bauteile, Mosaike, Wandmalereien und anderes mehr.

Die lebensgroßen Puppen im Anfangsbereich des Museums zeigen beispielhaft die Kleidung der römischen, sowie der damaligen einheimischen Bevölkerung.

Die im Museum nachgebaute römische Küche spiegelt einen wichtigen Teil des römischen Alltagslebens wider. Ergänzt werden die Funde und Rekonstruktionen durch verschiedene Modelle. Diese zeigen etwa die bisher freigelegten Teile von Aguntum, sowie die Funktionsweise römischer Bodenheizungen, oder die Funktionsweise von antiken Kränen bei römischen Bauten.

Mit den VR-Brillen kann ein dreidimensionaler Einblick in das rekonstruierte Alltagsleben der Römer in Aguntum gegeben werden.

Chronik

Die ehemalige römische Siedlung „Municipium Claudium Aguntum“ liegt rund vier Kilometer östlich von Lienz auf dem Gemeindegebiet von Dölsach. Schon vor der Stadtgründung durch die Römer war dieses Gebiet wahrscheinlich ab dem 6. Jahrhundert v. Chr. besiedelt.
Kaiser Claudius (41 – 54 n. Chr.) erhob die zur Provinz Noricum gehörende Siedlung während seiner Amtszeit zu einem Municipium, einer selbstständigen Stadt mit weitgehend unabhängiger Verwaltung. In den folgenden zwei Jahrhunderten erlebte die nunmehrige Römerstadt Aguntum eine Blütezeit, welche sich im Bau einer Stadtmauer, zahlreicher privater und öffentlicher Gebäude, sowie einer Therme zeigte. Als Zentralort Osttirols und des Pustertales in der römischen Zeit und durch die geografisch günstige Lage entwickelte sich Aguntum zu einem regionalen Handelsmittelpunkt. Ab dem 3. Jahrhundert n. Chr. verlor Aguntum sukzessive an Einfluss. Bereits ab dieser Zeit wurde das nahe gelegene Lavant auf Grund der erhöhten Lage und des sich daraus ergebenden besseren Schutzes vor feindlichen Übergriffen stärker besiedelt als das in der Ebene liegende Aguntum. Bis ins 5. Jahrhundert wurde die Stadt aber weiterhin bewohnt, wovon auch eine frühchristliche Grabkirche zeugt. Die letzte historische Erwähnung Aguntums erfolgte im Jahr 610, als dort eine Schlacht zwischen Bajuwaren und Slawen stattfand.

Ab der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts begann die neuzeitliche Forschungsgeschichte von Aguntum. In dieser Zeit wurden die ersten Aufzeichnungen zu römischen Ruinen aus der Umgebung von Lienz erstellt. In den darauffolgenden Jahrhunderten fanden vereinzelt Grabungen auf dem Gelände statt und zahlreiche römische Bau-substanzen (Gräber, Thermenanlage u. a.) wurden freigelegt. Im Jahr 1873 gelang es erstmals, eine Verbindung zwischen den Ruinen und dem aus historischen Quellen bekannten Stadtnamen „Aguntum“ herzustellen.
Erste archäologische Grabungen fanden durch die Universität Wien und durch das Österreichische Archäologische Institut im Jahr 1912 statt, die nach Unterbrechungen während des Ersten Weltkrieges wieder aufgenommen wurden. Dabei errichteten die Wissenschaftler zum ersten Mal eine Art Freilichtmuseum am Grabungsgelände. Im Jahr 1991 begann das Institut für Archäologien der Universität Innsbruck mit systematischen Grabungen in Aguntum. Zahlreiche Ausgrabungen konnten in den nachfolgenden Jahren durchgeführt werden. Im Jahr 1997 wurde ein Aussichtsturm und im Jahr 1999 ein Grabungshaus fertiggestellt. Das neue archäologische Museum von Aguntum mit einer Ausstellungsfläche von rund 1250 m² wurde im Jahr 2005 eröffnet. Zwei Jahre später erfolgte die Fertigstellung des neuen Schutzbaus des Atriumhauses.